Postkartenansicht: Die Christuskirche im Jahr 1934
Postkartenansicht: Die Christuskirche im Jahr 1934

Geschichte der Christuskirchengemeinde

1826 Evangelisch in Schrobenhausen

Der erste Nachweis von Protestanten - wie sich auf königliches Geheiß die Evangelischen im Königreich Bayern nennen mussten - findet sich auf einem Schreiben des Magistrats der Stadt an das Landgericht Schrobenhausen vom 7. August 1826, worin mitgeteilt wurde, dass in der Stadt Schrobenhausen „7 Individuen protestantischer Religion“ wohnen.

Sie gehörten zum Vikariat Kemmoden, ab 1859 dann zum Vikariat Ludwigsmoos, wohin sie auch zum Besuch der Gottesdienste mussten. Damit auch in Schrobenhausen evangelische Gottesdienste abgehalten werden konnten, gründeten die hiesigen Protestanten am 7. Dezember 1885 eine „Protestantische Vereinigung Schrobenhausen“.

Beetsaal

1888 Erster Gottesdienst

Am 9. September 1888 war man endlich am Ziel: Zum ersten Mal konnte in Schrobenhausen ein evangelischer Gottesdienst gefeiert werden, und zwar in einem Betsaal im ehemaligen Amtsgerichtsgefängnis.

Seinen ersten Gottesdienst beschreibt Dekan Gottfried Meinzolt folgendermaßen:

„Die Tür zum Amtsgerichtsgefängnis wurde mir nur ganz kurz geöffnet und sofort wieder fest verschlossen, damit ja keiner der im Haus untergebrachten Häftlinge entweichen konnte. An deren Zellen vorbei stieg ich auf einer dunklen Treppe in den zweiten Stock, wo durch Herausbrechen von Zwischenwänden drei Zimmer zu einem Raum zusammengefasst worden waren. Der Platz war jedoch so beschränkt, dass nach dem Altargottesdienst der ganze Altar abgeräumt werden musste, damit die Gemeinde in dem langen Raum den Pfarrer während der Predigt sehen konnte. Wir sangen das Lutherlied Ein feste Burg ist unser Gott, worauf die Häftlinge in den Stockwerken darunter die Internationale anstimmten. Sie schrien so laut und polterten gegen die Zellentüren, dass verschiedene Frauen aus Angst in Ohnmacht fielen und Monate hindurch nicht mehr zu den Gottesdiensten zu kommen wagten."

1928 Evangelische Tochtergemeinde Schrobenhausen

Am 7. Oktober 1928 wurde die evangelische Tochterkirchengemeinde Schrobenhausen errichtet. Aus vielerlei Gründen war man bestrebt, eine eigene Kirche zu bauen.

1934 Einweihung der Christuskirche Schrobenhausen

1934 Kirchen-Einweihung

Dieses Vorhaben konnte dann 1933/34 endlich verwirklicht werden. Am 23. September 1934 konnte die neue Kirche festlich geweiht werden. Die Betreuung der etwa 250 Evangelischen erfolgte von Ingolstadt aus.

1945 Ein eigener evangelischer Pfarrer für Schrobenhausen

Durch den Zustrom von Flüchtlingen und Heimatvertriebenen war nach dem Zweiten Weltkrieg die Zahl der Evangelischen auf 1865 gestiegen. Seit 1945 hat Schrobenhausen einen eigenen evangelischen Pfarrer. Am 27. Mai 1949 wurde die bisherige Tochterkirchengemeinde in eine selbständige evang.-luth. Kirchengemeinde umgewandelt.

Pfarrhaus
Pfarrhaus (1950 - 2013)

1950
Ein Wohnhaus für die Pfarrersfamilien

Residenzpflicht heißt eine Tradition der protestantischen Kirche, wonach dem Pfarrer und seiner Familie - aus gutem Grund - ein angemessener Wohnraum möglichst in Kirchennähe zur Verfügung gestellt wird. Friedrich Ernst Kohls, Pfarrer der Christuskirchengemeinde während der entbehrungsreichen Nachkriegszeit, wohnte zu Anfang seiner Dienstjahre noch mit Kind und Kegel im Kirchturm auf beengtem Raum. 1950/1951 erhielt die Christuskirchen-gemeinde unter der Regie Kohls‘ ein Wohnhaus, das fortan als Dienst-wohnung für ihre Pfarrer zur Verfügung stand. 1957 bezog Kohls‘ Nachfolger Richard Konhäuser das Pfarrhaus, 1975 Wolfgang Jaehnert und schließlich 1981 Walter Last mit seiner Familie.

Über 62 Jahre war das Pfarrhaus Elternhaus für vier Generationen von Pfarrerskindern und ein gemütliches Heim für die evangelischen Pfarrerfamilien in Schrobenhausen. Die ersten drei Jahrzehnte beherbergte es auch das Amtszimmer des Pfarrers, das die Gemeindemitglieder damals nur durch den Flur, vorbei an Küche und Wohnzimmer, erreichen konnten. Heute dient die Sakristei als Amtszimmer und Archiv. Das Pfarramtssekretariat ist in dem kleinen Gemeinderaum untergebracht.

Bild oben: Pfarrhausbewohner und deren Vertreter, von links

Walter Last (1981 - 2013)
Wolfgang Jaehnert (1975 - 1980) mit Gattin Veronika,
Gabriele Konhäuser - Ehefrau von Pfarrer Richard Konhäuser (1957 - 11.01.1974)
Bernhard Hamann (Vakanzvertreter 1957)
Otto Zakis (Vakanzvertreter 1980 - 1981)
Friedrich Ernst Kohls (1945 - 1957)

1954 Ein Name für unsere Kirche

Der Münchener Kunstmaler Gottfried Klein schuf das Bild des gekreuzigten Erlösers über dem Altar. Dies nahm der Kirchenvorstand 1953/54 zum Anlass, der Kirche den Namen „Christuskirche“ zu geben.

2012 "Das Pfarrhaus ist nicht mehr zu retten!"

So lautet die ernüchternde Erkenntnis einer Baubegehung. Anlässlich des bevorstehenden Pfarrerwechsels sollte das bisherige Pfarrhaus ursprünglich renoviert und zu einem Pfarramt umgebaut werden. Der Münchner Kirchenbaudirektor Harald Hein war am 8. Februar 2012 angereist, um sich ein Bild über den Sanierungsbedarf zu machen. Doch Schäden an Keller und Fundamenten ließen nur noch eine Lösung zu: Abriss!

Zwei Hochwasser hatten bereits in den Jahren 1994 und 1999 dem Gebäude zugesetzt. Wasser drang in den Keller ein. Die Bodenplatte hob sich in Raummitte um fünf Zentimeter, während gleichzeitig die Streifenfundamente tiefer sanken.

Seit dem Umzug von Pfarrer Walter Last in seinen Alterswohnsitz nach Aichach im April 2013 ist das schmucke Häuschen verwaist. Ein neues Pfarrhaus entsteht derzeit fünf Gehminuten von der Kirche entfernt auf dem Anwesen in der Fraunhofer Straße 8.

2013 Neue Perspektiven für die Gemeinde

Oft birgt das Ende einer Ära Möglichkeiten für etwas Neues. Mit dem Abriss des alten Pfarrhauses entsteht Raum für eine bedarfsorientierte Erweiterung des Gemeindezentrums. Das Pfarramt samt Amtszimmern, Sekretariat und Archiv könnte in einem neu errichteten Anbau untergebracht werden. Der frei werdende kleine Gemeinderaum und die Sakristei würden wieder ihrer ursprünglichen Bestimmung zugeführt. Wie es das Raumprogramm der Landeskirche vorsieht, fänden in dem Erweiterungstrakt auch zwei Jugendräume Platz – Wirkkreis für den Jugenddiakon, der 2012 seinen Dienst in unserer Christuskirchengemeinde aufgenommen hat.